Irgendwann Ende Januar erreichte mich eine erste Anfrage über die Agentur rent-a-pastor.com für eine Trauung in Paris. Ich war sofort aus dem Häuschen. Eine Trauung im Ausland ist ja schon etwas Besonderes. Nach ein wenig Hin und Her telefonierte ich das erste Mal mit dem Bräutigam und er erklärte mir seinen Plan. Am 14.2. wollte er unter’m Eiffelturm seiner Freundin einen Antrag machen. Unter der Voraussetzung, dass sie dann Ja sagt, wollte er sie sofort heiraten. Ganz schön mutig, dachte ich und das sagte auch jeder, dem ich die Geschichte bisher erzählt habe.
Es dauerte ein wenig, bis der angehende Bräutigam sich letztlich entschieden hatte, seinen Plan wirklich in die Tat umzusetzen. Besonders gefreut hat mich, dass er meinem Vorschlag folgte und den Fotografen Thomas Lüttig von Studio am Kanal auch mit in den Flieger packte.
Das erste JA vom Bräutigam hatte ich (eine Woche vor Abflug): ich bestellte die Flugtickets, buchte ein Hotel und überlegte mir, wie wir das Ganze am besten gestalten könnten. Ein Interview mit dem Paar im Vorfeld fiel natürlich aufgrund des Überraschungseffektes für die zukünftige Braut flach. Ich wollte aber wenigstens von ihm noch etwas über die beiden hören, damit ich nicht ganz „nackt“ vor ihnen stand. Das gestaltete sich nicht ganz einfach. Der Bräutigam war beruflich als selbstständiger Unternehmer sehr eingespannt. Letztlich gab es das eigentliche Interview erst am Donnerstagmorgen. Freitags stieg ich in den Flieger und landete mittags in Paris (Ich dachte erst, wir wären irgendwo in der Pampa runtergekommen, weil von einer Stadt weit und breit nichts zu erkennen war. Das änderte sich aber nach 15 Flugzeugfahrminuten über Europas zweitgrößten Flughafen Aéroport Paris-Charles de Gaulle – BEN: Willkommen in der Großstadt).
Am Nachmittag traf ich mich mit Thomas und seiner Frau Karo irgendwo auf den Straßen von Paris und wir liefen etwas ziellos an einigen touristisch wichtigen Orten entlang. Dabei entstanden schon einige dieser Bilder, bis der Abend anbrach und wir im Regen den Weg in unsere Hotels suchten.
Zufällig hatten das Paar und ich das gleiche Hotel gebucht und so konnte ich die Beiden beim Frühstück vom Nachbartisch aus das erste Mal life erleben. Sie wusste noch immer nicht, was auf sie zukam und die beiden verbrachten den verregneten Vormittag mit Shoppen (WhatsApp machte es möglich, dass ich immer auf den Laufenden blieb). Ich traf die letzten Vorbereitungen, packte meinen Koffer und machte mich zu Fuß auf den Weg in Richtung Eiffelturm.
Irgendwann fanden mich Thomas und Karo und wir hielten Ausschau nach dem Paar. Nachdem es den ganzen Morgen geregnet hatte (was für ein Wunder im Februar), waren die Grünflächen auf dem Champ de Mars zwar grün, aber ebenso matschig. Kurz bevor wir starten wollten, brach die Sonne durch und einige wärmende Freudenstrahlen erreichten uns am Fuße des Eiffelturms. Unseren genauen Standort hatte ich an den Bräutigam weitergeben.
Es dauerte nicht lange und ich bekam die Nachricht: „Sie hat ja gesagt“… und schon kamen die beiden auf uns zu. Sie war verständlicher Weise völlig geflasht. Ich erklärte ihr kurz, dass sie jetzt die Möglichkeit hätte, ihrem Verlobten die Ehe und Treue zu geloben. In der Rede konnte ich vor allem die zukünftige Braut durch die persönlichen Bezüge überraschen und die beiden bekamen einen weiteren Moment, in dem sie einander sagen konnten, was sie füreinander empfinden. Was aber wirklich gesagt wurde – ich weiß es nicht. Wollte nicht lauschen, war ja deren Moment… Die Frage, ob sie einander treu sein wollten, wurde mit einem beiderseitigen, deutlichen „Ja, ich will“ beantwortet.
Nach dem „Amen“ stellten wir uns alle nochmal in Ruhe vor und gingen gemeinsam einen Kaffee trinken. Es entstanden noch einige Bilder und für mich kam bald die Zeit, um Abschied zu nehmen. Am Sonntag sollte ich doch wieder auf der Kanzel stehen im ländlichen Schleswig-Holstein.
Ganz schön mutig – einen Hochzeitsredner und einen Fotografen nach Paris einzuladen, um ein ganz persönliches JA zu gestalten.
Für alle, die ihre rechtlichen Bedenken nicht unterdrücken können und mir am liebsten an den Kopf werfen wollen: Wie ich jemanden trauen könne, der doch gar nicht standesamtlich verheirat sei. Die Beiden haben sich die Ehe und Treue versprochen. Darauf habe inhaltlich schon geachtet. Mittlerweile sind die Beiden standesamtlich verheiratet und glückliche Eltern eines gemeinsamen Sohnes.
Vielen Dank an Thomas Lüttig für diese tollen Bilder.